Gewichte und Zählweisen


Standardgewichte

Das Prinzip der Bezahlung ist Gewicht Edelmetall (Gold, Silber, Platin, Kupfer) gewesen. Münzen sind damit nichts anderes als eine bestimmte Form geprägter Metallbarren. Das Prinzip wird hinfällig bei Scheidemünzen (auch Schiedsgeld), die vor allem im kleinen Handel verwendet werden und deren nominaler Wert weit über dem Wert des enthaltenen Edelmetalls liegen kann. Im Großhandel dagegen spielen die sogenannten Münzfüße eine eher untergeodnete Rolle, solange der Feingehalt der verwendeten Münzen bekannt ist.
Weil die Gewichte der Münzen bei der Herstellung gewissen Schwankungen unterliegen dürfen, muss ihre Rechtmäßigkeit nicht nur wegen der Abnutzung immer wieder geprüft werden. Dabei werden die Münzen in der Regel nicht einzeln gewogen (al pezzo), sondern man misst vor allem bei geringwertigen Sorten die Schwere einer bestimmten Anzahl von Münzen (al marco). Ein wesentliches Problem besteht darin, dass bereits während der Herstellung, aber auch später im täglichen Gebrauch, die schweren Münzen aussortiert und wieder eingeschmolzen werden. Das heißt für die Numismatik, dass in Münzfunden kaum noch die gedachte Normalverteilung um einen vorgeschriebenen Mittelwert vorzufinden ist. Durch das Aussortieren, den Verschleiß (auch Korrosion), aber auch die Beschneidung bleiben tendenziell zu leichte Münzen übrich.
Wie Grote (1862), S. 1 betont, sind stets fünf Gewichtssysteme auseinanderzuhalten.
  1. Handelsgewicht (in der Regel das Gewicht einer vorherrschenden Handelsstadt)
  2. Gold- und Silbergewicht (vor allem der Einkauf der Münzstädten beim Handel mit diesen Metallen)
  3. Münzgewicht (Rau- und Feingewicht der Münzen (→ Münzmark), nicht aber deren Einteilung)
  4. Apotheker-Gewicht (in der Regel dem nürnberger Gewicht folgend)
  5. Juwelengewicht (aus Byzanz kommend in Amsterdam normiert)
Die folgenden Gewichte sind nach ihrer Schwere sortiert. Da es in vielen Fällen keine oder nur abgenutze Muttergewichte gibt, ist man bei den Gewichtangaben auf möglichst pausible Rückschlüsse angewiesen. Vor allem bei den Gramm-Angaben ist darauf hinzuweisen, dass die Feinheit der Waagen erst sehr spät hinzugekommen ist. Zu Zeiten Karls des Großen ist der Pfennig die kleinste Einheit gewesen.
Pfund (libra)
Das Pfund ist ein altes Gewichtsmaß, dessen Name sich vom lateinischen pondus (Gewicht) ableitet. Zum ersten Mal taucht es im karolingischen Reich auf. Es geht wohl auf die altrömische Libra (lat. libra = lb.= ℔ = Pfund) zurück, wobei pondus und libra durchaus auch unterschiedliche Gewichte bezeichnen können.
Siehe hierzu die Münzreform Karls des Großen (ca. 408g) und Karlsfuß.
1 Karlsfund (pondus) = 15 Unzen = 240 Pfennige ≈ 408g
1 libra = 12 Unzen = 192 Pfennige ≈ 327,6g
Ursprünglich hat man aus dem karolingischen Gewichtspfund 240 Pfennige geschlagen, deren Silbergehalt sich im 12. Jahrhundert mehr und mehr verschlechtert. Dennoch nennt man im 13. Jahrhundert 240 Pfennige ein Pfund. Mit dem Pfund Pfennige ist das Zählpfund enstanden.

Vorsicht: Im Handel werden werden be normalen Waren oft andere Gewichte verwendet als bei Apothekern, bei Edelmetallen (Gold, Silber) oder bei Perlen.

(Gewichts-)Mark
Die Mark steht zunächst in einem stark schwankenden Verhältnis zum Pfund (1:1, 5:7, 2:3, 1:2). Für die altgermanische Mark zu 8 Unzen und das altgermanische Pfund zu 12 Unzen darf man zunächst von einem Verhältnis 2 : 3 ausgehen, so wie es im 11. Jahrhundert aus England nach Deutschland kommt. Neben der Troy-Mark und ihren Varianten erlangt die Kölner Mark die größte Bedeutung.

Troy-Mark

Die Troy-Mark stammt aus der Messe- und Handelsstadt Troyes in der Champagne. Nachdem die Champagne 1275 in den Besitz der französischen Krone gefallen ist, wird das Troy-Gewicht Pariser Norm zum Grundgewicht des poids de marc. Gleichzeitig beginnt die Troy-Mark in den Niederlanden, in England, wie auch im Heiligen Röischen Reich ein Eigenleben zu führen.

Kölner Mark

Die Kölner Mark wandelt sich im Zeitablauf; siehe Witthöft (1991), S. 95. und Grote (1863), S. 30ff. Während Grote immer den Bezug zur römischen Unze sucht, geht Witthöft von einer karolingischen Unze aus, die auf der Rechnung inter aurum et argentum basiert.
12./13. Jhd.
Die Gewichtsangaben setzen voraus, dass der kölner Pfennig tatsächlich mit dem sterling penny zu 1,458g übereinstimmt. Solche (schweren) kölner Pfennige werden bis in die 90er Jahre des 13. Jahrhunderts hergestellt. Vgl. Witthöft (1991), S. 61 und S. 71.
Die (ältere kölner) Mark basiert auf dem Solidus (solidus coloniensis monete) zu je 12 Denaren. Für kölner Geld gilt
1 Mark = 12 solidi (s) = 144 denarii (d) [= 209,952g],
was aber von der Gewichtsmark (marca pondus) zu unterscheiden ist.
Mitte des 13. Jahrhunderts wird die Kölner Mark wie in London gerechnet. Weil der kölner Pfennig mit dem sterling (1,458g) übereinstimmt, nennt Witthöft sie Sterlingmark:
1 Mark = 13s 4d = 160d (kölner Pf.) [= 233,280g]
Dem Zählpfund oder Rechnungspfund zu 240d (auch pfündige Pfennige) steht nun eine Zählmark zu 160d gegenüber. Also gilt 2 Pfund = 3 Mark; vgl. Schötter (1970), Art. Mark.
Darüber hinaus wird im Bopparder Vertrag von 1282 auch eine Mark zu 14 Lot à 10 Denare erwähnt.
1 Mark = 14 Lot = 140d [= 204,120g]
Schließlich lässt sich eine Kaufmannsmark (marca mercatorum) nachweisen:
1 Mark = 11s 3d = 135d [= 193,83g]
Wo fremde Kaufleute nur eine Kaufmannsmark verlangen dürfen, erhalten kölner Kaufleute eine Mark kölnischer Münze. Diese recht plumpe Form des Protektionismus hat eventuell das Ziel gehabt, fremde Konkurrenz aus Köln fernzuhalten. Vgl. hierzu Kruse (1888), S. 14.
14./15. Jahrhundert
Im frühen 14. Jahrhundert werden zum einen noch die Münzmarken zu 144d bzw. 160d aus dem späten 13. Jahrhundert verwendet. Zum anderen wird in dieser Zeit die Troy-Mark nach brügger Norm zu 8 Unzen eingeführt. Sie ist um den Faktor 70/66 (siehe unten) schwerer als die Mark zu 160d. Allerdings ist die Rechnung nach holländischen oder kölner As so früh noch nicht zu erwarten (siehe unten).
1342/43 gelten die Kölner Mark und die Tower Mark in London als identisch (weitere Details), ihre Einteilung lautet wie zuvor (Witthöft (2002)):
1 Mark = 8 Unzen = 16 Lot = 160 Denare = 233,28g
1343 werden aus dieser Mark 66 kleine schwere Kölner Gulden (3,534g) geschlagen, wobei der Münzfuß 70 Gulden aus der Brügger Troy-Mark (247,417g) zu 8 Brügger Unzen vorschreibt. Witthöft spricht von der Florentiner Guldenmark
1 Mark = 66 Gulden = 233,28g
weil diese Gulden exakt den florentiner Gulden entsprechen, von denen 96 Stück aus der libra zu 339,316g geschlagen werden.
Ein leicht modifiziertes Bild ergibt sich, wenn man auf die Nürnberger Mark zu 255,15g rekurriert. Bei einem Münzfuß von 72 Gulden (3,54375g) aus dieser Mark ergibt sich nun eine Kölner Mark oder Nürnberger Guldenmark zu
1 Mark = 66 Gulden = 233,8875g
In Bezug auf Richtpfennige wird die Mark wie folgt eingeteilt
1 Mark = 16 Lot = 256 Richtpfennige = 512 Heller
Die Richtpfennige können nun in kölner Äßchen oder holländische As unterteilt werden (siehe unten), so dass die (alte) Kölner Mark 233,8123g schwer ist. In dieser Form wird die Kölner Mark zur Basis der Eßlinger Münzkonvention von 1524.
Die Unterteilung 1 Mark = 4 Ferto =16 Lot = 32 Satini = 64 Quentchen sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
2. Hälfte des 15. Jahrhunderts
Köln praktiziert zwei Kölner Marken, die sich auf die holländische Mark Troy (246,084g) zu 160 holl. Lot oder 160 Engels beziehen. Erstere wird zu 153 Engels à 1,53802g gerechnet, wiegt also 235,318g. Letztere basiert auf 16 kölnischen Lot zu je 9½ Engels, sie heißt bei Witthöft niederländische Guldenmark:
1 Mark = 16 köln. Lot = 152 Engels = 233,7796g
Mit dem Verhältnis 152/160 wird klar, warum man im Handelsgebrauch die kölner Mark zu 19/20 holländischen Troy-Mark rechnet.
1760
Auf dem Augburger Münzkongress wird beschlossen, die Kölner Mark wie folgt festzulegen (siehe unten: As):
1 Mark = 67 Dukaten-Gewichte à 60 Dukaten-As = 233,8123g
Sie ist mit 4020 Dukaten-As deutlich leichter als die Wiener Mark (280,575g) zu 4824 Dukaten-As oder 80 2/5 Dukaten-Gewichte:
6 Kölner Mark = 5 Wiener Mark
Weil Grote (1863), S. 24, mit einem schwereren Dukaten-As von 0,0581766g rechnet, erhält er eine Kölner Mark von 233,870g und eine Wiener Mark von 380,664 280,664g. Daneben existiert auch noch ein geeichtes Normgewicht der Kölner Mark von 1694 in Augsburg. Dieses Normgewicht wird mit einem Gewicht von 4870 holländischen As bestimmt und wiegt demnach 234,067g.
1816
Die preußische Kölner Mark wird auf 233,8555g festgelegt.
Man beachte, dass sich Münzedikte oft auf lokale Gewichtseinheiten beziehen. In solchen Fällen werden entsprechende Informationen wie etwa über die Tiroler, Wiener, Nürnberger oder Erfurter Mark benötigt.
Bei Gold und Silber wird die (Gewichts-)Mark wie folgt unterteilt:
Silbergewichte
Frankreich: 1 Mark = 12 Denier à 24 Grän = 288 Grän
Deutschland: 1 Mark = 16 Lot à 16 Richtpf. = 256 Richtpf.
Deutschland: 1 Mark = 16 Lot à 18 Grän = 288 Grän (seit 17. Jhd.)
England: 1 Pfund = 2 Mark = 12 Unzen = 240 pennyweight
Goldgewichte
1 Mark = 24 Karat à 12 (Gold-)Grän = 288 Grän
Dementsprechend enthält eine Mark Feinsilber 16 Lot reines Silber. Auch die Mark Rausilber besteht aus 16 Lot, aber nun aus verunreinigtem Silber. Beispielsweise enthält eine raue Mark 14 lötigen Silbers 14 Lot Feinsilber und 2 Lot Zusätze. Man spricht auch von einer lötigen Mark Silber. Das Gleiche gilt für Raugold.
Anmerkung: Wird im 13. und 14. Jahrhundert in Köln von einer Mark Königssilber (Connincks siluer, conynx syluers) gesprochen, so ist eine Mark 15⅓ lötigen Silbers gemeint. Später wird der Gehalt auf 15 Lot reduziert. Analog bezieht sich in Frankreich d'argent le roi auf 11d 12gr (=11,5d) feines Silber, wobei die Troy-Mark hier in 12 Deniers eingeteilt wird.
Unze
Schon in der römischen Kaiserzeit ist das Pfund in 12 römische Unzen zu 27,2875g eingeteilt worden. In der karolingischen Münzreform 793/794 wird das Gewicht leicht reduziert: Die karolingische Unze wiegt 27,216g und das Karlspfund (≈ 408g) enthält 15 Unzen. Die nächste Reform folgt etwa 1350 mit dem Gewichtssystem poids de marc: Die Troy-Unze entspricht 30,618g und die Troy-Mark besteht wiederum aus 8 Unzen. In dieser Einteilung (aber mit modifizierten Gewichten) findet man die Unze in England, in Holland und auch in Köln.
Zeitweise werden Münzen (vor allem Taler und Gulden) mit einem Gewicht von einer Unze geschlagen, solche Geldstücke firmieren auch unter dem Namen unciale.
Lot
Die Einteilung der Mark nach Lot-Gewicht ist für Köln bereits seit der Mitte des 12. Jahrhunderts nachweisbar.
1 Kölner Mark = 16 Lot à 18 Grän
Das gilt für die feine, wie auch die raue Mark. Nur bei der lötigen Mark wird der Anteil Feinsilber angegeben: 14lötiges Silber bezeichnet einen Feingehalt Silber von 875/1000 = 14/16.
Engel
Engel entstammen dem holländischen Gewichtssystem, wo die Mark Troy in 16 Lot oder 160 Engel eingeteilt wird. Ein Engel zu 32 holländischen As wiegt 1,53802g. Solange in Köln die niederländische Guldenmark praktiziert wird, rechnet man auch hier mit Engels.
Esterlin
Der Esterlin (lat. esterlingus, engl. sterling(us)) wird dreierlei verwendet: (1) als Gewicht im Geldwesen, (2) als Maß für die Qualität des Geldes und (3) als Münzsorte.
Als Gewicht wird die Unze in 20 Esterlin eingeteilt. In England entspricht der (Gewichts)sterling zunächst dem pennyweight (1,458g) zu 32 (Weizenkorn)Grän, wobei der penny sterling schon bald leichter ausgebracht wird. Seit der Reform unter Heinrich VIII. (1527) scheint der Gewichts-sterling nicht mehr aufzutreten. Auch in Frankreich wird der Esterlin in 32 Weizenkorn-Grän eingeteilt, hier wiegt er allerdings 1,5297g. Das Gewicht besteht im poids de marc fort, wird aber nun in 28,8 grain poids de marc eingeteilt. In Köln dagegen gilt ein sterlingus 36 Grän (Gersten- oder Dinkelkörner).
Medel
Das Wiener Lot wird seit dem frühen 15. Jahrhundert (seit 1409 in Graz) in 45 Medel oder 90 halbe Medel unterteilt. Die Wiener Mark zu 16 Lot enthält also 720 Medel oder 1440 Halb-Medel, die weniger als 0,2 Gramm wiegen. Vgl. Luschin (1904), S. 158.
Pfenniggewicht / Richtpfennig
In England ist das pennyweight die Gewichtseinheit zwischen Unze und Grän. Im Tower System
1 ounce = 20 pennyweights à 32 Tower grains
wiegt das pennyweight 1,458g. Ab 1527 im Troy System
1 ounce = 20 pennyweights à 24 Troy grains
ist das pennyweight 1,55517g schwer.
In Deutschland ist das Pfenniggewicht oder der Richtpfennig ein Probiergewicht für Silbermünzen.
1 Pfund = 2 Mark = 16 Unzen = 32 Lot (jeweils feines Silber)
1 Lot = 4 Quint (Quentchen) = 16 Richtpfennig (jeweils feines Silber)
16. Jahrhundert: 1 Richtpfennig = 17 köln. Äßchen (Eschen)
17. Jahrhundert: 1 Richtpfennig = 19 holl. As
17./18. Jahrhundert: 1 Richtpfennig = 256 Richtpfennigteile
Im Laufe des 16. Jahrhunderts wird das Pfenniggewicht um das feinere Grän bzw. As ergänzt.
Grän
Das Grain – Grän – Gran (lat. granum = Korn) ist die früheste kleinste Gewichtseinheit und ist ursprünglich ein Weizen-, Gersten- oder Dinkelkorn gewesen, um Edelmetalle wie Gold und Silber abzuwiegen. Zunächst wird das Grän immer nur umschrieben; so heißt es zum Beispiel in den Urkunden schottischer Könige (David I., Edward I., Robert III.) grana boni et rotundi frumenti (gute, runde Weizenkörner) oder grana frumenti in medio spicae (mittlere Weizenkörner einer Ähre). Vgl. hierzu Du Cange (1883–1887), Bd. 3, Art. Esterlingus, S. 319.
Die Bedeutung des Grän als neuzeitliches Basisgewicht beginnt mit dem 16. Jahrhundert, als es französischen Mechanikern gelingt, Waagen anzufertigen, die das grain poids de marc zu 53,115mg messen können. Als Kaiser Karl V. 1529 das französische Gewichtssystem in den Niederlanden etabliert, mutiert das französische Grän in Amsterdam zum holländischen As à 48,063mg. Von dort aus findet das As Einzug in das kölnische System und firmiert hier nicht nur als Grain, Grän oder As, sondern vor allem als Äßchen (Eschen) mit modifiziertem Gewicht (53,725mg).
Weitere Typen verschiedener Grän sind:
  • franz. grain (Esterlin, spätes 8. Jhd.) ≈ 63,7mg (theoretisch)
  • franz. grain (Weizenkorn, 780/781?) = 47,803mg (theoretisch)
    10 Weizenkorngrän = 9 grain poids de marc
  • grain poids de marc = 53,1148mg
  • engl. grain (Weizenkorn) des Tower Systems = 45,56mg
  • engl. troy grain (Gerstenkorn) = 64,7989mg
  • Wiener Grän = 58,16mg (stimmt mit dem Kölner As oder dem deutschen Dukaten-As überein)
As
In Amsterdam ist ein holländisches As die feinste Unterteilung des Pfund Marktgewichts (10240 As) zu zwei holländischen Mark Troy.
1 holl. Troy-Mark = 5120 holl. As = 246,0839g
1 holl. As = 0,04806325g
Bei Silber wird die Troy-Mark wie in Frankreich eingeteilt:
1 holl. Troy-Mark = 12 Pfennig = 288 Grän
1 Grän = 17,7777 holl. As = 0,854g
Die (alte) Kölner Mark zu 256 Richtpfennigen oder 233,8123g lässt sich später zweierlei darstellen
16. Jahrhundert
1 Kölner Mark = 4352 Kölner Äßchen (Eschen, Essger)
1 Äßchen = 0,053725g
17. Jahrhundert
1 Kölner Mark = 4864 holl. As
1 holl. As = 0,04806325g
Diese kölner Mark wiegt in Wirklichkeit 4864,68 holländische As, wird aber zu 4864 holländischen As gerechnet und dann als kölnische Troy-Mark bezeichnet.
Seit 1760 wird nach Kölner As gerechnet.
1 Kölner Mark = 67 Dukaten-Gewichte = 4020 Kölner As
1 Kölner As (dt. Dukaten-As, Wiener Grän) = 0,05816g
In Preußen wird das As 1816 neu justiert:
bis 1816:
   1 preußisches As = 0,0533484g
1816–1857:
  1 preußische Kölner Mark = 288 Grän = 4608 pr. As = 233,855g
  1 preußisches As = 1/16 Grän = 0,05075g

Nelckenbrecher (1832, S. 623 ff.) rechnet für viele Städte das örtliche Handelsgewicht – in der Regel ein Pfund – in holländische As um. Dabei geht er von 1 kölnischen Troy-Mark = 4864 As aus, also einem Verhältnis von holl. Troy-Mark : köln. Troy-Mark = 20 : 19. (Zu diesem Verhältnis siehe hier.)


Abkömmlinge des Karlspfunds

Frankreich

Die Details findet man im Abschnitt Französisches Münzwesen. Auch die Angaben in Gramm werden dort begründet. Einen länderübergreifenden Vergleich der Gewichtssysteme findet man hier.

Vorläufer des Karlspfunds ist das römische Pfund, es hat etwa 327,45g gewogen und basiert auf 12 römischen Unzen zu je 27,288g.

Das Karlspfund aus der Münzreform von 793/794 hat aus 15 karolingische Unzen bestanden und ist in 240 Pfennige eingeteilt worden: Oft werden auch 15 römische Unzen angesetzt, dann kommt man auf etwa 409,3g.
Mit der Troy-Mark aus der Messestadt Troyes in der Champagne wird im 13. Jahrhundert das Gewichtssystem poids de marc etabliert. Ab etwa 1350 dient dieses Troy-Gewicht Pariser Norm auch als Basis des französischen Münzwesens. Anmerkung 1: Erst mit Beginn des 16. Jahrhunderts wird die Technik des Wiegens so verfeinert, dass das grain poids de -marc als neuzeitliches Basisgewicht Einzug hält.
Anmerkung 2: Manchmal wird das Troy-Pfund auch über römische Unzen ermittelt. Dann wird unterstellt: 1 Pfund von Troyes = 13½ römische Unzen ≈ 368,38g.
Wird nicht mit Esterlin, sondern mit Sol und Denier gerechnet, ergibt sich bei gleichen Gewichtsangaben: Dagegen folgt die nominale Einteilung der Rechnungseinheiten immer
1 Livre = 20 Sols (oder Sous) = 240 Deniers = 480 Oboles
Das Gewichtssystem basiert auf einer Troy-Mark aus dem Pile de Charlemagne, das erst aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhundert stammt. Daher schlägt Witthöft (1991) eine alternative Rechnung vor, durch die das System auf das Karlspfund zurückgeführt wird. Die Tragfähigkeit dieser Hypothese wird später demonstriert.
Als Besonderheit treten hinzu:
1 Tonneau (Tonne) = 2 Quintal (Zentner) = 200 Livre (Pfund) = 979,0117kg

England

Die Details findet man im Abschnitt Englisches Münzwesen. Auch die Angaben in Gramm werden dort begründet. Einen länderübergreifenden Vergleich der Gewichtssysteme findet man hier.

Als Ausgangspunkt dient wiederum das Karlspfund (pondus). Die enthaltenen 15 karolingischen Unzen werden im Tower System zu 14 Tower-Unzen. Bis 1526 gilt
1 Karlspfund = 14 ounces = 15 karolingische Unzen = 408,24g
1 London pound = 16 ounces = 466,552g
1 Merchants' pound = 15 ounces = 437,392g
1 Tower pound = 12 ounces = 240 pennyweights = 7680 grains = 349,9144g
1 Tower mark (Gewichtsmark) = 8 ounces = 160 pennyweights = 233,275g
1 (Tower) ounce = 20 pennyweights = 640 grains = 29,159g
1 pennyweight = 32 grains = 1,458g
1 grain (Weizenkorn) = 0,04556g
Anmerkung 1: Das pennyweight entspricht dem (Gewichts-)Sterling. Da der Sterling als Münze schon bald an Gewicht verliert, sind sterling und pennyweight zu unterscheiden.
Anmerkung 2: Erst mit Beginn des 16. Jahrhunderts wird die Technik des Wiegens so verfeinert, dass das Grän als neuzeitliches Basisgewicht Einzug hält.
Durch die Reform Heinrichs VIII. (1526) wird auf das Troy System umgestellt. Als Angelpunkt dient das London-Pfund, das von 16 Tower-Unzen auf 15 Troy-Unzen umgestellt wird.
1 London pound = 15 ounces = 7200 grains = 466,552g
1 Troy pound = 12 ounces = 240 pennyweights = 5760 grains = 373,242g
1 Troy mark = 8 ounces = 160 pennyweights = 3840 grains = 248,83g
1 Troy ounce = 20 pennyweights = 480 grains = 31,104g
1 pennyweight = 24 grains = 1,55517g
1 Troy grain (Gerstenkorn) = 0,0647989g (Basisgewicht)
Nicht nur das Grän, sondern auch das pennyweight sind neu normiert worden.
Unter Elisabeth I. wird 1588 das Avoirdupois System etabliert. Dabei wird erneut das London-Pfund herangezogen; es wird von zuvor 7200 Grän auf 7000 Grän reduziert.
1 avoirdupois pound = 16 oz. av. = 7000 grains = 453,592
1 ounce avoirdupois (oz. av.) = 28,35g
1 grain troy (Gerstenkorn) = 6,48mg
Schlussbemerkung 1: Bis 1971 erhält sich die folgende nominale Einteilung
1 Pound = 20 Shilling = 240 Pence = 960 Farthings
Das Gewicht eines Sterling wird in der Normierung von 1526 verwendet:
1 sterling = 1/240 lb.tr. = 1,555g
Schlussbemerkung 2: Sterling-Silber ist eine Silberlegierung, die 11 oz 2 dwt (= 11,1) Feinsilber enthält. Das entspricht 925/1000 Silber oder bezogen auf 16 Lot 14,8 lötigem Silber.

Heiliges Römisches Reich

Kölner Mark

Die Gewichtssysteme im Heiligen Römischen Reich sind gelinde gesagt diffus. Dennoch ragt unter den verschiedenen Marken die Kölner Mark eindeutig heraus. Die vielleicht sinnvollste Übersicht ist in Witthöft (1991), S. 93, zu finden, wobei die weiteren Details hier nachzulesen sind.
11./12. Jhd. regionale Mark u.a. 209,952g
13. Jhd. Sterlingmark 233,280g
14. Jhd. Florentiner Guldenmark 233,280g
14./15. Jhd. Nürnberger Guldenmark 233,8875g
seit dem 15./16. Jhd. niederländische Guldenmark 233,7796g
16. Jhd. Kölner Mark zu 4352 Äßchen 233,8123g
17. Jhd. Kölner Mark zu 4864,68 holl. As 233,8123g
17./18. Jhd. Kölner Mark zu 65536
Richtpfennigteile
233,8123g
1760 Kölner Mark zu 4020 Dukaten-As 233,8123g
1816 preußische Kölner Mark zu
4608 preußische As
233,8555g
Trapp/Fried (2006), S. 53f., geben das durchschnittliche Gewicht einer Kölner Mark mit 233,85g an. Die Schwankungsbreite von 231,156g bis 234,068g basiert auf überlieferten Gewichtsstücken. Das Gewicht von 233,8123 findet man auch in Meyers Konversations-Lexikon (1830) und es zieht sich hin bis zu Wikipedia (2020). Allerdings ist das Muttergewicht der alten Kölner Mark (evtl. aus dem 14. Jahrhundert) nicht mehr zu finden. Und so bemerkt Hilliger (1900) dass die Gewichtsangabe durch eine Nachwiegung 1829 zustande gekommen ist. Als Fazit unter Berücksichtigung anderer Markgewichtsstücke hält es Hilliger für wahrscheinlich, dass die Kölner Mark von jeher 233,855g gewogen hat.
Man beachte, dass die immer feinere Unterteilung entsprechende Messwerkzeuge erfordert. So werden Äßchen (Eschen) erst im 16. Jahrhundert eingeführt.
Seit dem 15. Jahrhundert verdrängt die Kölner Mark die anderen deutschen Markgewichte, wenn auch nicht vollständig. Sie wird 1524 zum Eckpunkt der Eßlinger Münzkonvention.
Unterteilung der Gewichte: Auch in Deutschland hat es das Pfund zu zwölf Unzen gegeben. Meistens findet man das Pfund jedoch zu zwei Mark, wobei die Mark zunächst dem englischen Vorbild der Tower-Mark zu acht Unzen folgt.
1 Pfund = 2 Mark = 16 Unzen
Später hat man die Unze wie in Holland in zwei Lot geteilt.
1 Mark = 8 Unzen = 16 Lot = 64 Quentchen (Quintel, Quintlein)
Den Ferto (Ferding, Vierdung) zu zwei Unzen mag man sich hinzudenken. Außerdem tritt als Gewichtseinheit im englischen Tower-System das pennyweight hinzu, das zunächst mit dem sterling zu 1,458g übereinstimmt. Parallel wird der shilling (s) zu zwölf sterling pence gerechnet. Übertragen auf die Kölner Mark, den Schilling und den Pfennig heißt das, sofern der kölner Pfennig mit dem sterling penny übereinstimmt (vgl. Witthöft (1991)).
12./13. Jhd.: 1 (ältere) Kölner Mark = 12s = 144d = 209,952g
Mitte 13. Jhd.:  1 Kölner Mark = 8 Unzen = 13s 4d = 160d = 233,280g
Darin wird der Pfennig weiter in zwei Heller geteilt. Außerdem entspricht das Lot zehn kölner Pfennigen. Mit dem Aufkommen der Richtpfennige wird das Lot in vier Quentchen und das wiederum in vier Richtpfennige unterteilt, so dass
1 Mark = 16 Lot = 64 Quentchen = 256 Richtpfennige
Der Richtpfennig seinerseits hat weitere Untereinheiten
16. Jahrhundert: 1 Richtpfennig = 17 kölner Äßchen (Eschen)
17. Jahrhundert: 1 Richtpfennig = 19 holländische As
17./18. Jahrhundert: 1 Richtpfennig = 256 Richtpfennigteile
Im deutschen Zollverein des 19. Jahrhunderts gilt 1 Lot = 1/30 Zollpfund zu 500g. Allerdings ist das Lot in den deutschen Ländern verschieden schwer:
Regionale Handhabung der Kölner Mark: Wie exakt auch immer man die Kölner Mark zu bestimmen mag, so wird sie doch in anderen Regionen unterschiedlich verwendet. Mit anderen Worten es gibt regionale Kölner Marken, die ihrerseits im Zeitablauf schwanken.
Kölner Mark in Köln = 233,8123g
Kölner Mark in Bayern = 233,950g
Kölner Mark in Wien = 233,890g = 10 Konventionstaler à 32 Groschen = 384 Pf.
Kölner Mark in Preußen = 233,8555g
Kölner Mark in Hamburg = 233,85489g
Brabanter Kölner Mark = 231,822g
dt. Kölner Mark in Lüneburg = 235,405g
Daneben existieren eigenständige regionale Marken, die mehr oder weniger deutlich von der Kölner Mark abweichen:
Nürnberger Mark = 237,52g (um 1300: 238,6g = 120 Pf.)
Augsburger Mark = 236,085g
Erfurter Mark = 235,40g (1442–1490); ab 1490 wie Kölner Mark
Frankfurter Mark = 229,683–233,194 (1408)
Prager Mark = 253,77g (vor 1838; schwankend im Zeitablauf)
Wiener Mark = 280,006g
Würzburger Mark = 238,62g
Die Umrechnung der regionalen Gewichte ist nur selten einfach (z.B. 5 Wiener Mark = 6 Kölner Mark), sie wird geschätzt (z.B. 19 Kölner Mark = 20 holländische Troy-Mark) oder sie erfolgt dort, wo sie regelmäßig benötigt wird, über Tabellen. All diesen Marken stehen im international Kontext weitere Marken gegenüber. Eine vergleichende Übersicht findet man hier.

Apotheker-Gewicht: Das Nürnberger Apotheker-Pfund ist wie folgt gegliedert
Unzen Lot Drachmen Skrupel Obolen Grän Gramm
Apothekerpfund 12 24 96 288 576 5760 357,854
Unze 1 2 8 24 48 480 29,821
Lot 1 4 12 24 240 14,911
Drachme 1 3 6 60 3,728
Skrupel 1 2 20 1,243
Obole 1 10 0,621
Grän 1 62,127mg
Das Pfund ist etwas schwerer als 357g, aber die Angaben schwanken; so findet man 357,8 - 357,84 - 357,854 - 357,66. Krusens (1782) gibt 7452 holländische As an (358,167g). Nelkenbrecher (1832), S. 360, rechnet mit 7446,4 As (allerdings zu 48,057mg) oder 357,854g. Das Grän wird auf den Seiten Die Historische Apotheke als weißes Pfefferkorn beschrieben; es wiegt etwa 62,1mg. In jedem Fall sind die Gewichte deutlich leichter als ihre französischen Pendants .

Das Apotheker-Pfund unterscheidet sich deutlich von der Nürnberger Mark, die bei Gold, Silber und Geld eingesetzt wird. Krusens (1782), S. 324, gibt sie mit 68½ Dukaten-Gewichte oder 4110 Dukaten-As an, was 239,038g entspricht. Das Handelsgewichtspfund wiederum wird zu 10608 holländischen As geführt, also etwa 509,85g.


Einteilung bei Gold und Silber mit gedachten Grän als Gewichtseinheit
Silber
1 Mark = 16 Lot à 16 Grän = 288 Grän
Gold
1 Mark = 24 Karat à 12 Grän = 288 Grän
Bei der französischen Troy-Mark von 244,7529g wiegt das Grän etwa 0,085g. Bei der Kölner Mark von 233,812g erhält man dagegen ein Grän von 0,8118g.

Wiener Mark

Für die Wiener Mark existieren die verschiedensten Gewichtsangaben
1760 wird auf dem Augsburger Münzkongress beschlossen, die Wiener Mark wie folgt festzulegen:
1 Wiener Mark = 80 2/5 Dukaten-Gewichte à 60 Dukaten-As = 280,5748g
Sie ist mit 4824 Dukaten-As deutlich schwerer als die ebenso normierte Kölner Mark (233,8123g) zu 4020 Dukaten-As oder 60 Dukaten-Gewichte. Damit ist das Verhältnis der beiden Marken exakt
5 Wiener Mark = 6 Kölner Mark
Ebenso gilt 5 Wiener Pf. = 6 Kölner Pf. Die Nürnberger Mark zum Vergleich liegt bei 68½ Dukaten-Gewichte.
In jedem Fall ergeben zwei Wiener Mark ein Wiener Pfund (etwa 561g).
1 Wiener Pfund = 2 Wiener Mark = 32 Lot
Darüber hinaus wird das Wiener Lot seit dem frühen 15. Jahrhundert in 45 Medel (oder gar 90 halbe Medel) gegliedert. Also 1 Mark = 1440 halbe Medel. (ahd. medili = assis (lat. Plural von As))

Nationale Gewichtsmaße im Vergleich

Die folgende Tabelle vergleicht die nationalen Gewichte auf der Basis verschiedener Unzen. Die Umrechnung startet mit dem Karlspfund zu 18 karolingischen Unzen bzw. seinem Pendant dem pondus zu 15 karolingischen Unzen, wie Witthöft (1997) sie vorgeschlagen hat. Die Verbindung der Spalten für die Unzen erfolgt über die grün hervorgehobenen Felder.
Unzen Gramm
karol. franz. englisch
TroyesTowerTroy (1)(2)(3)(4)
Karlspfund 18 16 489,888 489,506 489,880 489,880
Karlspfund (pondus) 15 14 408,240 407,922 408,233 408,233
karolingische Unze 1 27,216 27,195 27,216 27,216
denarius 1,701
livre poids de marc 18 16 489,888 489,506 489,880 489,880
livre parisis 15 459,270 458,912 459,263 459,262
livre de Troyes 12 367,416 367,129 367,410 367,410
marc de Troyes 9 8 244,944 244,753 244,940 244,940
ounce de Troyes 1 30,618 30,594 30,618 30,617
esterlin 1,530
denier 1,275
London pound 16 15 466,560 466,196 466,553 466,552
merchants‘ pound 15 437,400 437,059 437,393 437,393
Tower pound 12 349,920 349,647 349,914 349,914
Tower mark 8 233,280 233,098 233,276 233,276
Tower ounce 1 29,160 29,137 29,160 29,160
pennyweight (swt) 1,458
pound troy 12 373,248 372,957 373,242 373,242
marc troy 8 248,832 248,638 248,828 248,828
ounce troy 1 31,104 31,080 31,104 31,103
avdp pound    vor 1588 16 466,552
ab 1588 453,592
pennyweight (pwt) 1,555
nach Pegolotti
brügg. Kaufmannspfund 14 408,240 407,922 408,233 408,233
brügg. Goldmark 8 8,4 244,944 244,753 244,940 244,940
brügg. Goldunze 1 30,618 30,594 30,618 30,617
brügg. Silbermark 6 186,624 186,478 186,621 186,621
brügg. Silberunze 1 31,104 31,080 31,104 31,103
sterlingweight 1,458 1,457 1,458 1,458
schwere köln. Mark 8 233,280 233,098 233,276 233,276
Anmerkung:
In Spalte (1) werden alle Werte aus der karolingischen Unze abgeleitet.
In Spalte (2) basieren alle Werte auf der Troy-Mark zu 244,7529g, wie es für die Pile de Charlemagne festgestellt worden ist.
In Spalte (3) sind die Werte aus dem Tower-Pfund zu 349,9144g berechnet.
In Spalte (4) ergeben sich die Werte aus dem Troy-Pfund zu 373,242 entsprechend Britannica, Art. pound.

Die Rechnung in französischen Grän, holländischen As oder weiteren Varianten wird erst im Laufe des 16. Jahrhunderts möglich, nachdem französische Mechaniker entsprechende Waagen entwickelt haben. In der Zeit davor hat man sich mit gröberen Einheiten wie dem Pfenniggewicht begnügen müssen. So rechnet England mit dem pennyweight, das später durch 24 grains verfeinert wird. Das Verhältnis der jeweiligen Basisgewichte zueinander findet sich in der folgenden Tabelle. Hinzu kommen ausgewählte Marken ausgedrückt in diesen Basisgewichten.
As franz.
Grän
engl.
Grän
Eschen Richtpf.-
teile
Dukaten-
As
Apotheker-
Grän
Leipz.
Grän
Milligramm 48,063 53,115 64,799 53,725 3,568 58,226 62,130 60,805
As 10000 9046 7417 8947 134736 8255 7729 7904
franz. Troy-Grän 11055 10000 8199 9891 148945 9125 8544 8738
engl. Troy-Grän 13483 12196 10000 12063 181658 11129 10421 10657
Esche 11177 10111 8290 10000 150593 9226 8639 8834
Richtpf.-teile 742 671 550 664 10000 613 574 587
Dukaten-As 12114 10959 8985 10839 163225 10000 9363 9575
Apoth. Grän 12938 11704 9596 11576 174325 10680 10000 10226
Leipziger Grän 12652 11445 9384 11320 170466 10444 9779 10000

holl. Troy-Mark 5120 4632 3798 4581 68985 4226 3957 4047
franz. Troy-Mark 5094 4608 3778 4558 68634 4205 3937 4026
engl. Troy-Mark 5177 4683 3840 4632 69757 4274 4002 4092
Kölner Mark 4864 4400 3608 4352 65538 4015 3760 3845
Wiener Mark 5844 5286 4334 5229 78740 4824 4517 4619
Nürnberger Mark 4979 4504 3693 4455 67085 4110 3848 3935
Leipziger Mark 4858 4395 3603 4347 65459 4010 3755 3840
Berliner Mark 4875 4410

Ende des 18. Jahrhunderts verwenden nicht nur alle europäischen Staaten, sondern auch nationale Teilgebiete verschiedene Maße für die Mark und das Pfund. Einzige Gemeinsamkeit ist, dass die Mark in 8 Unzen und das Pfund in 12 Unzen unterteilt wird.

Die Angaben der folgenden Tabelle enstammen Klimpert (1896), Art. As, Mark, Pfund, Krünitz (1773–1858), Bd. 84, Art. Mark, Bd. 112, Art. Pfund, Krusens (1782), von Praun (1784), S. 15ff.,, Beckmann (1796), S. 503,, Hauschild (1836), S. 66–100, Nelkenbrecher (1832) und und von Schrötter (1930), Art. As, Mark, Pfund. Leider sind die vorgefundenen Daten nicht immer konsistent; z.B. scheint Nelkenbrecher mit einem etwas leichteren As (48,057mg) zu rechnen. Kursiv gesetzte Zahlen ergeben sich implizit aus den für die Länder gegebenen Daten (z.B. grain troy für England) und der ersten Zeile für Frankreich. Die klein gesetzten Zahlen resultieren aus den Gesamtgewichten (letzte Spalte) und den Milligramm Angaben im Kopf der Tabelle. Nachkommastellen werden nicht ausgewiesen, da man z.B. bei As von der kleinsten messbaren Einheit ausgeht.

grain pdm grain troy1 holl. As Gramm
53,115mg 64,79891mg 48,063mg
Frankreich
Pariser Pfund
(livre poids de marc)
9216 75602 10188 489,506
7554 10185


Troy-Pfund 6912 5670 7641 367,129
5666 7638
Troy-Mark 4608 3780 5094 244,753
3777 5092
England
Tower-Pfund (bis 1526) 6583 5400 7277 349,914
6588 [7680]3
Tower-Mark (bis 1526 4389 3600 4851 233,276
4392 [5120]3 4854
Troy-Pfund 7022 5760 7762 373,242
7027 7766
Troy-Mark 3511 2880 3881 186,621
3514 3883
Avoirdupois Pfund 8777 7200 9703 466,553
8784 9707
ab 1588 8533 7000 9433 453,593

8540 9437
Schottland (alt) 10268 493,513
Holland (Amsterdam)4
altes Amsterdamer Pfund 9299 7628 10280 494,090
9302 7625
Troy-Pfund 9263 7599 10240 492,168
9266 7595
Troy-Mark 4632 3799 5120 246,084
4633 3798
Heiliges Römisches Reich Handelsgewichtspfund Mark Silber/Gold/Münzen
holl. As Gramm holl. As Gramm Dukaten-As5 Gramm
48,063mg 48,063mg 58,162mg
Antwerpen/Brügge/Brüssel 9754 468,809 5120 246,084
Augsburg
schweres 10220 491,206
leichtes 9824 468,617 4912 236,087
Berlin / Brandenburg 9750 468,617 4875 234,308
Erfurt 9822 472,077 4864 233,780
Frankfurt a.M. 9720 467,175 4864 233,780
Hamburg 10080 484,477 4864 233,780
Köln 9728 467,559 48646 233,780 4020 233,812
Leipzig 9716 466,982 4864 233,780
Lübeck 10059 483,468 4864 233,780
Lüttich 9884 475,057 5120 246,084
München 11671 560,946 4848 233,011
Nürnberg 10608 509,855 4972 238,970 4110 239,047
Prag (Böhmen) 10706 514,565 5280 253,774
Regensburg 11826 568,396 5120 246,084
Rostock 10634 511,105
Stralsund 10059 483,468
Wien 11656 560,225 5844 280,8828 4824 280,575
weitere Länder
Dänemark (Kopenhagen) 10388 499,281 48889 234,933
Italien
Florenz 7273 349,564 589 28,301
Genua 11320 544,076 6612 317,794
Mailand Peso fottile 6822 327,887 4896 235,318
Peso grosso 15918 765,071
Neapel 6676 320,870 6676 320,870
Rom 7342 352,880 7060 339,326
Turin 7680 369,126 5120 246,084
Venedig Peso fottile 6300 302,798 7456
Peso grosso 9955 478,470 4970
Polen (neu 1766) 8408 404,116 4198 201,769
Großpolen (Warschau) 7863 377,921
Kleinpolen (Krakau) 8426 404,981 4138 198,886
Posen 8288 398,348
Portugal 9552 459,100 4776 229,550
Preußen
Danzig 9062 435,549 3974 191,003
Königsberg 9750 468,617 4875 234,308
Russland (Moskau) 8512 409,114 8512 409,114
Schweden (Stockholm) 4384 210,709
Spanien (Madrid) 9592 461,023 4796 230,511
Barcelona 8512 409,114
Bilbao 10188 489,668
Valencia 10791 518,650

1Diese erstaunlich exakte Angabe zum englischen Troy-Grän findet man bei NIST (National Institute of Standards and Technology, USA).
2Die 7560 englische Troy-Grän sind 1742 von der Royal Society of London und der Royal Academyof Sciences so festgelegt worden.
3Die ursprünglichen Tower-Grän (45,562mg) werden unter Heinrich VIII. durch Troy-Grän (64,79891mg) ersetzt.
4Kaiser Karl V. lässt 1529 das französische Gewichtssystem auf die spanische Niederlande übertragen, wobei ursprünglich wohl die holländische der Pariser Troy-Mark entsprechen soll. Von Praun (1784), S. 17, betrachtet sie dementsprechend auch als gleich schwer.
5Dukaten-As heißen auch kölner As oder Wiener Grän. Sie werden in Münzstätten und zum Wiegen von Gold mit der Feinheit von Dukaten verwendet. 1 Dukat (Dukaten-Gewicht) = 60 Dukaten-As = 66 sächsische As und 67 Dukaten = 1 (alte) Kölner Mark. Das hier verwendete Dukaten-As ergibt sich aus 233,8123g / 4020 = 58,1623mg. Dagegen rechnet Grote (1863), S. 24: 233,87g / 4020 = 58,1766mg.
6Obwohl die Kölner Mark genauer 4864,68 holländische As wiegt, wird sie zu 4864 As gerechnet. Das Egebnis wird dann kölnische Troy-Mark genannt.
7Prag
8Zu den diversen Angaben über die Wiener Mark siehe hier. Vorsicht: Wird die Kölner Mark in Wien (oder Österreich) verwendet, so spricht man von der Wiener (österreichischen) Kölner Mark; sie wird mit 233,870g angesetzt.
9Laut königlichen Verordnungen in Dänemark (Mai 1683 und Jan. 1689) werden 17 Pfund Silber gleich 16 Handelsgewichtspfund gesetzt. Das Pfund Silber sollte also genauer 4888,471 As enthalten.

Zählweisen

Dutzend
Ein Dutzend bezeichnet zwölf Stück eines Gegenstandes.
Groß
Das Groß, niedersächsisch ein Größ oder Grötchen, franz. Grosse, ist im Handel eine Zahl von zwölf Dutzend oder 144 Stück.
Quintlein
Ein Quintlein oder Quentchen bezeichnet ursprünglich wohl den fünften Teil eines Lots (lat. quinta = fünf). Die Herleitung ist umständlich, denn in der Welt Karls des Großen wird das Pfund zu etwa 408g in 20 Solidus (Schilling) = 240 Pfennig oder 24 Lot eingeteilt. Also 1ß = 6/5 Lot ≈ 20,3g. Später hat man im alten Köln neue Gewichte verwendet und sie anders unterteilt: 1 Kölner Mark = 233,812g = 16 Lot = 64 Quintlein = 256 Pfennig. Das Quintlein wiegt nun nicht mehr 4,23g, sondern 4,17g. Damit wird der ehemalig Schilling durch mehr oder weniger fünf Quintlein abgebildet. Vgl. hierzu von Praun (1784), S. 19.
Leider hat die deutsche Rechtschreibreform beschlossen, nun Quäntlein als Schreibweise festzulegen. Damit wird fälschlicherweise suggeriert, Quäntlein bedeute eine kleine Menge (Quantum).
Schock
Das Schock bedeutet eigentlich einen Haufen oder auch eine Menge; umgangssprachlich pflegt man, eine beträchtliche unbestimmte Menge ein Schock zu nennen.
In engerer Bedeutung ist das Schock ein Menge einzelner Dinge von einer bestimmten Zahl, wobei aber die Schocke nicht überall gleich gewesen sind. Das alte Schock enthält 20 Stück, das neue Schock 60 Stück. In Schlesien besteht ein schwerer Schock aus 60, ein leichtes Schock aber aus 40 Stück.
Ein Schock Böhmischer Groschen beträgt zwei Reichstaler. Es gibt nämlich in Böhmen zweierlei Schock, das Schock Böhmischer Groschen zu 60 Kaisergroschen (180 Kreuzer) und das gemeine Schock zu 30 weiße Groschen (90 Kreuzer), was ehemals vermutlich 60 Stück geringere Sorten enthalten hat, wovon zwei Stück für einen Weißgroschen gerechnet worden sein mögen.
Wurf
Der Wurf ist beim Zählen kleiner Gegenstände so viel, wie man auf einmal von diesen in die Hand nimmt, fortwirft und zugleich zählt; meist besteht ein Wurf aus vier oder fünf, auch aus zwei oder drei Stücken.