I.3. Preis- und Wechselkursstabilität
Die Erreichung und Aufrechterhaltung eines stabilen makroökonomischen Umfeldes ist eine Voraussetzung für nachhaltiges mittelfristiges Wachstum. Aus diesem Grunde und angesichts der Perspektive einer in diesem Jahr im Gemeinschaftsdurchschnitt in Richtung auf 2½% zurückgehenden Inflationsrate sollte die Gemeinschaft danach streben, die Inflation auf diesem niedrigen Niveau zu halten und weitere Fortschritte in Richtung auf 2% zu machen.
In zehn Mitgliedstaaten entspricht die Inflationsrate [Fußnote 1] schon heute den Zielvorgaben von nicht mehr als 2 bis 3%, die in früheren Grundzügen der Wirtschaftspolitik als Schritt in Richtung einer Preisstabilität genannt wurden und im Vereinigten Königreich ist die Inflation nahe bei 3 %. In den sieben Ländern (Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Niederlande, Österreich und Finnland), in denen die Inflation bereits unter 2 % liegt und in Dänemark und Irland, wo sie knapp über 2 % liegt, ist die Stabilitätsorientierung der Geldpolitik sehr glaubwürdig, und es stellt sich die Aufgabe, dieses Ergebnis mittelfristig zu konsolidieren. In Schweden, wo die Inflation in letzter Zeit stark rückläufig war, und im Vereinigten Königreich sollte die Politik darauf abzielen, die Anti-Inflationspolitik aufrechtzuerhalten und gegebenenfalls zu verstärken.
Jene Länder, in denen die Inflation 1996 voraussichtlich zwischen 3 und 5 % liegen wird (Spanien, Portugal und Italien), sollten sich bemühen, die Inflation bis 1997 auf unter 3 % zu senken. Spanien und Portugal sollten weiterhin an ihrer derzeitigen Politik festhalten, um in naher Zukunft den angestrebten Inflationskorridor zu erreichen. In Italien werden die Fortschritte bei der Erzielung eines glaubhaften Wechselkurses und der Verankerung niedriger Inflationserwartungen im wesentlichen von der Finanzpolitik bestimmt werden.
In Griechenland müssen die Anstrengungen - trotz der sichtbaren Fortschritte der letzten Jahre - offenkundig fortgeführt und verstärkt werden. Im Mittelpunkt sollte hierbei vor allem die Fortführung der finanzpolitischen Kurskorrekturen der letzten zwei Jahre und der seit Anfang der 90er Jahre verfolgten vorsichtigen Geld- und Wechselkurspolitik stehen.
Wie bereits in den vorangehenden Grundzügen betont wurde, müssen alle Mitgliedstaaten ihre Wechselkurspolitik im Rahmen des Europäischen Währungssystems und gegebenenfalls des EWS-Wechselkursmechanismus weiterhin als Angelegenheit von gemeinsamem Interesse behandeln. Die Wechselkursveränderungen von Anfang 1995 haben deutlich gemacht, daß einige Mitgliedstaaten ihren politischen Gesamtrahmen auf eine glaubhaftere Basis stellen müssen. Wirtschaftspolitische Maßnahmen, die - wie in den vorliegenden Grundzügen empfohlen - glaubhaft und energisch auf die Herstellung eines ausgewogeneren Policy-Mix sowie auf Preisstabilität ausgerichtet sind, werden nicht nur zu einer geeigneten Wechselkursentwicklung innerhalb der Gemeinschaft, sondern auch in der Weltwirtschaft, beitragen. Für Länder, die gegenwärtig nicht am Wechselkursmechanismus teilnehmen, würde eine solche Politik dazu beitragen, die Bedingungen für die Teilnahme - dort, wo es angebracht ist - zu schaffen.
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