Besonderheiten der Matrixdarstellung
8.126
Jede Eintragung in einer aggregierten Matrix wie
Tabelle 8.19 kann
als Gesamtsumme einer Teilmatrix angesehen werden, in der bestimmte Kategorien
der an der jeweiligen Art von Transaktionen beteiligten Partner dargestellt
werden. Dabei ist es sehr hilfreich, daß bei einer Darstellung von Konten in
Matrixform für jedes Konto verschiedene Arten und Gruppen von
Transaktionspartnern gewählt werden können, ohne daß dadurch die Kohärenz und
der integrierte Charakter des gesamten Systems verlorengehen. Daher ist eine
uneinheitliche Untergliederung der Transaktionspartner und Sektoren möglich,
d.h. in jedem Konto kann die Einheit und die Klassifikation von Einheiten
verwendet werden, die für die jeweils betrachtete Gruppe von wirtschaftlichen
Stromgrößen am aussagekräftigsten ist.
8.127
Grundsätzlich kann jedes Konto auf zwei relativ unterschiedliche Arten
untergliedert werden, nämlich entweder, indem die gesamte Volkswirtschaft in Gruppen
von Einheiten aufgegliedert wird oder indem die in dem Konto dargestellten
Transaktionskategorien verschiedenen Unterkonten zugeordnet werden. Die
Untergliederung der gesamte Volkswirtschaft in den ersten fünf Konten könnte z. B. wie
folgt aussehen:
- Untergliederung des Güterkontos nach Gütern, die zu Gütergruppen zusammengefaßt werden;
- Untergliederung des Produktionskontos nach örtlichen fachlichen Einheiten, die
zu Wirtschaftsbereichen zusammengefaßt werden;
- Untergliederung des primären und des sekundären Einkommensverteilungskontos
sowie des Einkommensverwendungskontos nach institutionellen Einheiten, die zu
institutionellen (Teil-)Sektoren zusammengefaßt werden.
8.128
Diese Untergliederungen haben im wesentlichen zwei Auswirkungen. Erstens wird
so für alle in einem Feld dieser Konten ausgewiesenen Transaktionskategorien
deutlich, welche Gruppe von zahlenden Einheiten was mit welcher Gruppe von
empfangenden Einheiten ausgetauscht hat. Zweitens zeigen detaillierte
Kreuztabellierungen die zwischen verschiedenen wirtschaftlichen Stromgrößen bestehenden
Zusammenhänge. So stellen in dem unter Ziffer 8.127 aufgeführten Beispiel die folgenden Abbildungen auf mesoökonomischer Ebene
einen einfachen Einkommenskreislauf dar:
- aus Teilmatrix [3,2] ist ersichtlich, welcher institutionelle Teilsektor
Nettowertschöpfung von welchen Wirtschaftsbereichen erhält;
- die Teilmatrizen [4,3] und [5,4] verdeutlichen, welcher institutionelle
Teilsektor Primäreinkommen und verfügbares Einkommen von welchem institutionellen
Sektor bezieht (in den Einkommensverteilungskonten und im
Einkommensverwendungskonto können natürlich unterschiedliche Untergliederungen verwendet werden, so daß
es sich bei diesen Teilmatrizen dann nicht mehr um Diagonalmatrizen handelt);
- die Teilmatrix [1,5] zeigt, welche Gütergruppe von welchen institutionellen
Teilsektoren konsumiert wird;
- die Teilmatrix [2,1] verdeutlicht, welcher Wirtschaftsbereich welche
Gütergruppen produziert.
8.129
Bei der Erstellung einer solchen Matrix sollte zunächst der für den jeweiligen
Zweck geeignete Kontensatz festgelegt werden. Anschließend werden für jedes
Konto die geeignetsten Einheiten und Klassifikationen von Einheiten ausgewählt.
In der Praxis wird es sich dabei jedoch um einen interaktiven Prozeß handeln. Z.
B. kann für eine bestimmte Transaktionskategorie lediglich der Gesamtbetrag
der von den Transaktionspartnern empfangenen und geleisteten Zahlungen (die
Zeilen- und die Spaltensumme einer Teilmatrix) bekannt sein, ohne daß man weiß, wer
welche Zahlungen an wen geleistet hat (d.h. die interne Struktur der Teilmatrix
ist unbekannt). Dieses Problem läßt sich durch Einfügen eines nicht
untergliederten Pseudokontos lösen.
8.130
Generell hat eine Matrixdarstellung folgende Vorteile:
- auf eine detaillierte Matrix kann Matrixalgebra angewendet werden, was auch
bei der Ermittlung der Kontensalden hilfreich sein kann;
- in einer detaillierten Matrix sind miteinander in Zusammenhang stehende
Transaktionen gleichzeitig nach zahlenden und nach empfangenden Einheiten
aufgegliedert; daher gibt eine solche Matrix Aufschluß über die auf mesoökonomischer Ebene
bestehenden Zusammenhänge zwischen wirtschaftlichen Stromgrößen. Dies gilt
auch für die Transaktionen, an denen zwei verschiedene Arten von Einheiten
beteiligt sind (z. B. die Ausgaben verschiedener Teilsektoren des Sektors Private
Haushalte für den Konsum (Ausgabenkonzept) von bestimmten Kategorien von Waren und
Dienstleistungen);
- im Falle eines Kontensatzes, in dem die Transaktionen nach zahlenden und
empfangenden Einheiten aufgegliedert sind, ist eine Matrixdarstellung
übersichtlicher als andere Darstellungsformen, da bei jeder Transaktion die von einer Einheit
geleistete Zahlung und die von einer anderen Einheit empfangene Zahlung durch
einen einzigen Eintrag dargestellt werden.
8.131
Eine aggregierte Matrix für die gesamte Volkswirtschaft kann als Bezugstabelle
für detailliertere Tabellen gelten. Dem Leser, der dann mit einer
detaillierteren Darstellung bestimmter Teile des Systems (Aufkommens- und
Verwendungstabellen, Sektorkonten usw.) konfrontiert wird, dürfte sich die zwischen den
detaillierten Teilmatrizen und der aggregierten Matrix bestehende Beziehung dank der
verwendeten Codes erschließen. Eine Matrixdarstellung ist besonders dann
vorteilhaft, wenn nicht in allen Konten des Systems eine gleichermaßen detaillierte
Gliederung verwendet werden kann oder soll.
8.132
Die Matrixdarstellung ermöglicht die Nutzung der Flexibilität des Systems. So
können z. B. die Zusammenhänge zwischen den sozialen und den wirtschaftlichen
Aspekten des Systems in einer Sozialrechnungsmatrix verdeutlicht werden. Mit dem
SAM-Approach beschäftigt sich der folgende Abschnitt D.