Steuerinzidenz
Der Staat besteuert verschiedene Tatbestände, in der Regel um Einnahmen zu
erzielen (z.B. Einkommensteuer) oder um Marktergebnisse zu verändern
(z.B. Tabaksteuer). Die
Steuerinzidenzanalyse untersucht
nicht nur wie sich das Marktgleichgewicht verändert (
→ komparative
Statik), sondern auch welche Umverteilungseffekte durch Steuern hervorgerufen
werden.
Im Folgenden wird eine Besteuerung des Angebots oder der Nachfrage untersucht.
Dabei ist grundsätzliche zwischen einer Mengensteuer und einer Wertsteuer zu
unterscheiden:
- Mengensteuer: Der Steuersatz $t$ wird in Euro pro Stück
angegeben und zum Güterpreis addiert, also $p\mapsto p + t$.
- Wertsteuer: Der Steuersatz $t$ wird prozentual auf den
Preis aufgeschlagen, also $p\mapsto p (1+t)$.
Die folgende Abbildung stellt
partialanalytisch die Effekte einer
Mengensteuer $t$ auf dem Markt für das Gut $x$ dar. Rückwirkungen auf andere
Märkte bleiben demnach unberücksichtigt.
Ausgangspunkt ist das Marktgleichgewicht $(p^*, x^*)$ vor der Steuererhebung,
wobei die blaue Fläche die
Konsumentenrente
bezeichnet und die magenta Fläche der
Produzentenrente entspricht.
Erhebt man nun eine Mengensteuer $t$ auf das Angebot, so verschiebt sich die
Angebotskurve um $t$ nach oben. Analog würde eine Besteuerung des Nachfrage
die Nachfragekurve um $t$ nach unten verschieben. Das neue Marktgleichgewicht
stellt sich bei dem Bruttopreis $p^b$ und einer niedrigeren Menge $x^{**}$
ein. Während die Konsumenten den gestiegenen Bruttopreis ($p^b>p^*$) bezahlen
müssen, erhält der Anbieter nur noch den Nettopreis $(p^n < p^*)$.
Umverteilungseffekte:
- Die Konsumentenrente wird auf die Fläche oberhalb von $p^b$ reduziert.
- Die Produzentenrente wird auf die Fläche unterhalb von $p^n$ reduziert.
- Der Staat erzielt das Steueraufkommen $t x^{**}=(p^b-p^n) x^{**}$, also
die hellgraue Fläche.
- Die Steuerlast wird teilweise von den Anbietern und teilweise von den
Nachfragern getragen.
- Steuerlast der Haushalte: $(p^b-p^*) x^{**}$
- Steuerlast der Unternehmen: $(p^*-p^n) x^{**}$
Obwohl im vorliegenden Fall das Angebot besteuert wird, gelingt es den
Unternehmen, einen Teil der Steuerlast auf die Konsumenten abzuwälzen. Wie
stark dieser Effekt ist, hängt natürlich vom Verlauf der beiden Kurven ab.
- Geht man davon aus, dass die Steuereinnahmen wieder an die Gesellschaft
zurückfließen, so kommt es im Vergleich zur Situation ohne Besteuerung zu
einem Nettowohlstandsverlust (dead weight loss), der
durch die dunkelgraue Fläche erfasst wird.