Wilhelm V. der Reiche

28.7.1516-5.1.1592
Kleve Düsseldorf
Begraben: Fürstengruft in der St. Lambertus-Kirche in Düsseldorf
IX. von Jülich,
IV. von Berg,
V. Hz. von Jülich,
I. Herzog von Jülich-Berg-Kleve (1539-1592), Graf von Mark-Altena und Ravensberg

Einziger Sohn des Herzogs Johann III. der Friedfertige von Jülich-Berg-Kleve und der Marie von Jülich-Berg, Erbtochter von Herzog Wilhelm IV.

Vgl. Thiele (1994, Tafel 485):

Wilhelm I. (V./IV.) der Reiche (*1516, †1592)

Wilhelm V. folgte 1539 seinem Vater in der Regierung und besetzte noch 1539 Geldern-Zütphen, was zum Erbkrieg gegen Karl V. führte. Er führte 1541 die Reformation durch, musste im Vertrag von Venlo 1543 in Geldern-Zütphen völlig verzichten, wieder katholisch werden und versprechen, die Reformation zu bekämpfen. Er bekam dafür das Privileg "de non appelando", wurde 1547 Herr zu Herford und ließ weiterhin die Reformation zu, gründete, beeinflusst von Erasmus von Rotterdam und seinem berühmten Kanzler Graf Johann von Merode-Vlatten, Lateinschulen. Er stritt ständig mit Kurköln, da er Kirchenvisitationen durchführte, duldete nach 1555 (Augsburger Religionsfrieden) offen die Reformation, blieb aber selbst katholisch. Er erließ eine neue Gerichts- und Polizeiordnung, wurde 1555 Kreissoberst des niederländisch-westfälischen Kreises, verlor einen Teil dieser Amtsgewalt an den Bischof von Münster und wurde 1563 zeitweise Mitregent in Lippe. Er nahm als westfälischer Kreisoberst 1577 den Grafen Johann von Rietberg, einen üblen Fehdehahn, gefangen und versuchte 1571-1575 vergeblich, das Bistum Münster für den Sohn zu gewinnen. Er geriet immer mehr gegen Habsburg-Spanien, da seine Länder Aufmarschgebiet für den niederländischen Befreiungskrieg gegen den Herzog von Alba und den Herzog von Parma wurden; mehrmals fielen beide verwüstend in Kleve ein. Er unterstützte in der großen Kölner Stiftsfehde 1577 Herzog Ernst von Bayern und schuf 1587 eine Landesverteidigung mit Söldnern. Er zog 1587 die Grafschaft Moers als erledigtes Lehen ein und gewann unter anderem die Herrschaft Arsbeck-Helpenstein. Seit 1556 trat zeitweise Geistesschwäche auf, die nach und nach zu völliger Regierungsunfähigkeit führte, wobei Misswirtschaft und Hofintrigen zunahmen. Er musste die getrennte Verwaltung in seinen Erbländern beibehalten.

1546
oo Marie von Habsburg (*1531, †1581), Tochter des deutschen Königs Ferdinand I.
Sie wurde auch geisteskrank.


Das Wappen Wilhelms V. aus dem obigen Bild weist ihn als Herzog von Jülich, Geldern, Kleve und Berg aus (obere Reihe). Zudem ist er Graf von der Mark, Zütphen und Ravensberg (untere Reihe), wobei Geldern und Zütphen in der Regel als Einheit betrachtet werden. Sein nachrangiger Titel als Herr zu Ravenstein ist nicht im Wappen aufgeführt.
Nachdem Wilhelm auf Geldern-Zütphen verzichten musste, ergibt sich wieder das Wappen seiner Vorfahren.


Überblick zu den relevanten Gebieten im Jahr 1547.



Fraser (1995, Seiten 329-332, 350, 414)

Im Juni 1538 war für kurze Zeit eine Doppelhochzeit zwischen Mary und Wilhelm, dem Erben des Herzogtums Kleve, sowie zwischen König Heinrich und einer noch unbezeichneten Partnerin erwogen worden.
Die Eheschließung Herzog Johanns III. von Kleve-Mark mit Maria, der Erbin der benachbarten Herzogtümer Jülich und Berg, brachte dann 1521 mit Düsseldorf als Hauptstadt all diese Territorien zusammen.
Dem Herzogspaar wurden vier Kinder geboren. Anna, am 22. September 1515 zur Welt gekommen, war die zweite - drei Jahre jünger als ihre Schwester Sybilla. Nach Anna kam Juli 1516 Wilhelm und zuletzt Amalie, geboren 1517. Die Vorfahren Annas von Kleve waren gewiß nicht unbedeutend. Väterlicherseits konnte sie durch Edward I. und dessen 1. Gattin Eleonore von Kastilien königlich-englische Herkunft für sich beanspruchen. Beider Tochter Margaret hatte den Herzog von Brabant geheiratet.
Der nächste Schritt territorialer Vergrößerung Kleves erfolgte im Sommer 1538, als Herzog Johanns Erbe Wilhelm von den Bewohnern Gelderns als ihr neuer Herzog anerkannt wurde, da ihm seine Mutter aus Jülich-Berg ihren Anspruch übertragen hatte.
Der wahre Einfluss am Hof Johanns III. von Kleve, eines gebildeten ud kultivierten Menschen, war der des Erasmus von Rotterdam und nicht der Luthers. Herzog Johanns Kirchengesetze von 1533 wurden Erasmus zur Beratung und Zustimmung vorgelegt: im April gewährte ihm Johann eine Pension. Auf Empfehlung Erasmus' wurde der humanistische Gelehrte Konrad von Heresbach zum Hauslehrer des jungen Wilhelm von Kleve ernannt. Herzog Johanns Instinkt für Machtausgleich wird deutlich durch die Verheiratung seiner ältesten Tochter Sybilla im Jahr 1527 mit Johann Friedrich von Sachsen, der später den Schmalkaldischen Bund anführen würde, doch Johann selbst, der sich vielleicht an seinen Beinamen "Friedensbringer" erinnerte, trat der Liga nicht bei.
Unglücklicherwiese war Maria von Jülich-Berg keine Isabella von Kastilien, noch hatten die aufregenden Ideen der Renaissance, die die Erziehung von Frauen (oder zumindest Prinzessinnen) betrafen, hier Einfluss nehmen dürfen. Es hat den Anschein, als wäre Maria selbst strenggläubige Katholikin gewesen und hätte sich den liberalen Reformideen ihres Vaters und ihres Mannes nicht unterworfen. Wie dem auch sei, gewiss war sie strenggläubig und hatte eine strenge Vorstellung von der Erziehung ihrer Töchter - "eine, die sehr genau auf ihre Kinder sieht", denen sie niemals erlaubt, sich "weit von ihrem Ellenbogen" zu entfernen. Während Wilhelm von Kleve durch Konrad von Heresbach unterrichtet wurde, konnte seine nur zehn Monate ältere Schwester Anna in keiner anderen als ihrer Muttersprache lesen und schreiben.
Im Februar 1539 starb Herzog Johann "der Friedensbringer" und hinterließ seinem zweiundzwanzigjährigen Sohn Wilhelm die nun miteinander verschmolzenen Kleve-Geldern-Gebiete. Sein Tod war ein Verlust, zumindest für den Staat Kleve. Trotz seiner humanistischen Erziehung besaß Herzog Wilhelm nichts vom pragmatischen Verstand seines Vaters. Mit ehrgeizig in die Zukunft gerichtetem Sinn, träumte er von einer großen Heirat, die ihn dazu ermutigen würde, seinen Anspruch auf Geldern aufrechtzuerhalten, den der Kaiser zurückgewiesen hatte.
Herzog Wilhelm von Kleve hielt seinen Blick nun nicht mehr auf die Königs-Tochter Mary gerichtet, sondern umwarb eine andere Prinzessin, die als Braut noch weit aufregendere Möglichkeiten bot. Es handelte sich um die zwölfjährige Jeanne d'Albret, Tochter Marguerites von Angouleme, aus deren zweiter Ehe mit dem König von Navarra, die nicht nur Erbin dieses Königreiches, sondern auch die Nichte des französischen Königs war.
In den Niederlanden triumphierteKaiser Karl über ihren Bruder, Herzog Wilhelm, der gezwungen wurde, "auf seinen Knien" um Gnade zu bitten. Im September 1543 wurde der Vertrag von Venloe geschlossen, durch den der Herzog die Allianz mit Franktreich aufkündigte sowie Zutphen und Gelderland abtrat. Da der Katholizismus in den Niederlanden wiederhergestellt wurde, erschien es Herzog Wilhelm sinnvoll, sich vom Protestantismus loszuzsagen, der ihn kurzfristig bewegt hatte: seine Ehe mit Jeanne d'Albret, der Nichte Franz' I., gab er ebenso auf wie seine frühere religiöse Überzeugung. Sie wurde vom Papst annulliert. Die kaiserliche Machtübernahme war vollständig, als der nun katholische Herzog Wilhelm eine andere Nichte heiratet, Maria von Österreich - die Nichte Karls V.
Lady Anna, deren eigene Ehe mit dem König von England wie die Herzog Wilhelms mit Jeanne d'Albret ein Relikt diplomatischer Vergangenheit war, konnte nicht einmal von Mutter Trost erwarten, denn Herzogin Maria war kurz vor Abschluss des Vertrags von Venloe gestorben. Die Besetzung Gelderlands, das zu ihrem eigenen Erbe gehört hatte, hatte ihr wohl das Herz gebrochen.


Vgl. Tamussino (1998, Seiten 223, 232):

Der König von Frankreich nahm sein altes System wieder auf, einen Verbündeten im Rücken des Gegners zu unterstützen, und schloss einen Freundschaftsvertrag mit Herzog Wilhelm von Cleve, gleichzeitig Prätendent von Geldern, da der alte Herzog Karl von Egmont gestorben war. Als Antwort auf diese feindliche Geste belehnte der Kaiser seinen Sohn Philipp am 11. Oktober 1540 mit dem Herzogtum Mailand.
Inzwischen hatte der junge Herzog Wilhelm von Cleve, den die Erfolge seines Condottiere van Rossem übermütig gemacht hatten, mit französischem Geld seine Feindseligkeiten gegen die Niederlande wieder aufgenommen. Die geldrischen Söldnerscharen drangen unter Führung van Rossems in Brabant ein, während die Franzosen den Hennegau überfielen. Von Bonn aus war Karl im August mit einer Armee aus deutschen Knechten und spanischen tercios vor Düren gezogen und hatte die stark befestigte Stadt in mehrfachen Stürmen erobert. Darauf ergaben sich auch Jülich, Roermond und Venlo. Der Herzog von Cleve, vom König von Frankreich im Stich gelassen (die versprochenen Hilfstruppen waren nicht gekommen), erschien vor dem Kaiser und bat kniefällig um Vergebung. Geldern und Zutphen wurden nun den habsburgischen Niederlanden angegliedert, der Bedrohung im Norden ein Ende gemacht. 1546 heiratete Wilhelm von Cleve Erzherzogin Maria von Österreich und wurde Schwiegersohn König Ferdiands.


Vgl. http://www.coingallery.de/KarlV/Deu1-Z_D.htm

Wilhelm V. der Reiche, Herzog von Jülich-Berg und Kleve, 1539-1592.

Wilhelm regierte seit 1538 in Geldern und Zütphen als gewählter Nachfolger von Karl von Egmont, Herzog von Geldern, bevor er 1539 die väterlichen Lande Kleve, Jülich und Berg übernahm. Geldern wollte sich mit seiner Wahl dem Einfluß Habsburgs entziehen. Im Geldrischen Erbfolgestreit mit Kaiser Karl V. blieb die französische Hilfe für Wilhelm aus. Jülich wurde besetzt und Wilhelm unterwarf sich 1543 dem Kaiser im Vertrag von Venlo: Wilhelm verzichtete auf Geldern und Zütphen, wechselte vom französischen zum habsburger Lager, machte kirchliche Neuerungen rückgängig und trennte sich von der Nichte von Franz I., um eine Nichte Karls V. zu ehlichen.


Taler o.J. (um 1543), Mülheim.     Ø 41 mm.     Noss 299 ; Schulten 1528 ; Dav.8931
Avers:   IN.DEO.SPES.MEA.GVILHELMVS.Dei.Gratia (Mz.)
"Gott ist meine Hoffnung ..."   Geharnischtes Hüftbild l. mit Barett.
Revers:   DVX.IVLiaci.CLIVia.ET.BERGensis.COMes.MARca.RAvensberg (Mz.)
"Herzog von Jülich, Kleve & Berg, Graf von Mark & Ravensberg"
Verziertes, fünffeldiges Wappen.   Oben v.l.: Jülich, Kleve, Berg.   Unten v.l.: Mark & Ravensberg.

Titel und Wappen zeigen, dass Wilhelm fünf Länder vereinigte. Von seinem Vater stammt das Herzogtum Kleve-Mark, von seiner Mutter das Herzogtum Jülich-Berg, an das Ravensberg angeschlossen war. Diese Länder waren im Laufe der Zeit durch Heirat zusammengekommen, bildeten aber kein zusammenhängendes Gebiet. Mit Wilhelms schwachsinnigen Sohn Johann Wilhelm starb das Haus Jülich-Kleve 1609 aus. Über die Erbansprüche von Wilhelms vier Töchtern entbrannte der Jülich-Klevische Erbfolgestreit (1609-72), der mit einer Gebietsaufteilung zwischen den Häusern von Brandenburg und Pfalz-Neuburg endete.


Gleicher Taler wie zuvor aber nun aus dem Jahr 1567.


Gleicher Taler wie zuvor aber nun aus dem Jahr 1570.


17.7.1546
oo Maria von Habsburg (15.5.1531-11.12.1581), Tochter des Kaisers Ferdinand I.
Innsbruck Schloss Hambach
Sie wurde auch geisteskrank.

Kinder:

Literatur


Fraser (1995, Seiten 323,324,329-332,336,345,350,363,364,366,403,414,430,459,460,462,463,472)
Grayeff, Felix: Heinrich VIII. Ein kraftvolles Leben. Wilhelm Heyne Verlag München 1961 Seite 265,271,277,278,280,281, 284,311,333
Reifenscheid, Richard: Die Habsburger. Von Rudolf I. bis Karl I., Verlag Styria Graz/Wien/Köln 1982 Seite 130
Seibt Ferdinand: Karl V. Der Kaiser und die Reformation. Wolf Jobst Siedler Verlag 1990 Seite 154,159
Tamussino Ursula: Maria von Ungarn. Ein Leben im Dienst der Casa de Austria Verlag Styria Graz Wien Köln 1998 Seite 223,232
Thiele (1994, Tafel 485)
Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 43, Leipzig : Duncker & Humblot, 1898. Bayerische Staatsbibliothek online