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\def\vp{\textbf{p}} \def\abl#1#2{\frac{\partial #1}{\partial #2}}\def\d{\textrm{d}}

Konsumentenrente

Die Konsumentenrente (consumer's surplus) lässt sich interpretieren als die Differenz zwischen dem, was der Konsument maximal bereit ist, für eine Menge x zu bezahlen, und dem, was er am Markt tatsächlich zahlen muss. Hierzu wird jeder Punkt auf der Nachfragekurve als Grenzzahlungsbereitschaft gesehen, das heißt, jeder Punkt bezeichnet den Preis, den der Konsument bereit ist, für die letzte nachgefragte Einheit zu bezahlen. Bei vollständiger Preisdifferenzierung würde der Konsument jede Einheit entsprechend seiner Grenzzahlungsbereitschaft kaufen, so dass die Fläche unter der Nachfragekurve von 0 bis x_1^* die gesamte Zahlungsbereitschaft angibt. Tatsächlich zahlt der Konsument immer nur den Marktpreis p_1^*. Die Differenz zwischen der hypothetischen Zahlungsbereitschaft und den tatsächlichen Ausgaben p_1^*x_1^* heißt Konsumentenrente.
Abb. Konsumentenrente
Analytischer Ausgangspunkt ist ein Haushalt, der den Preisen \vp' und dem Einkommen y' gegenübersteht. Entsprechend der indirekten Nutzenfunktion lautet sein maximal erreichbares Nutzenniveau U'=v(\vp', y'). Angenommen, der Preis des Gutes j steigt von p_j' auf p_j'' \vp'=(p_1,...,p_j',...,p_n) \ \to\ \vp''=(p_1,...,p_j'',...,p_n), dann stellt sich die Frage, wie groß der "Nutzenverlust" des Haushalts ist.
Entsprechend der kompensierenden Variation ist die Frage zu beantworten, um wie viel die Konsumausgaben steigen müssen, damit das ursprüngliche Nutzenniveau U' erhalten bleibt, e(\vp'', U') - e(\vp', U'). Das Problem dieser Abschätzung besteht darin, dass das Einkommen y (und damit die Konsumausgaben) in Wirklichkeit konstant bleibt, y=y'=y''. Im Normalfall wird also das Nutzenniveau fallen, \begin{eqnarray*} \Delta U = U' - U'' &&= v(\vp', y) - v(\vp'', y)\\ \text{und}\quad y' - y'' &&= e(\vp', U') - e(\vp'', U'') = 0 \end{eqnarray*} Mit Hilfe der metrischen Nutzenfunktion lässt sich dieser Nutzenverlust auf zwei Arten monetär approximieren, wobei jeweils vernachlässigt wird, dass das Einkommen konstant ist.
äquivalente Variation
EV=e(\vp', U') - e(\vp', U'') = \mu(\vp'; \vp', y) - \mu(\vp'; \vp'', y) = y - \mu(\vp'; \vp'', y)
kompensierende Variation
CV=e(\vp'', U') - e(\vp'', U'') = \mu(\vp''; \vp', y) - \mu(\vp''; \vp'', y) = \mu(\vp''; \vp', y) - y
Beide Approximationen haben den Nachteil, dass sie sowohl das Nutzenniveau U' als auch das Niveau U'' enthalten. Diesen Mangel kann man beseitigen, indem man y=e(\vp', U') = e(\vp'', U'') substituiert. Unter Berücksichtigung von Shephards Lemma folgt:
äquivalente Variation
EV=e(\vp'', U'') - e(\vp', U'') = \int_{p_j'}^{p_j''} x_j^H(\vp, U'') \d p_j
Abb. kompensierende Variation
kompensierende Variation
CV=e(\vp'', U') - e(\vp', U') = \int_{p_j'}^{p_j''} x_j^H(\vp, U') \d p_j
Nun liegt es nahe, die Konsumentenrente wie folgt zu definieren: KR=\int_{p_j'}^{p_j''} x_j^M(\vp, y) \d p_j Würde die Marshallsche Nachfragefunktion x_j^M denselben Verlauf wie die Hickssche Funktion x_j^H aufweisen, dann müsste KR=CV oder KR=EV gelten. Offensichtlich begeht man dabei einen Fehler, der zu Tage tritt, wenn man die Slutzky-Gleichung heranzieht. \abl{x_j^M(\vp, y)}{p_j}=\abl{x_j^H(\vp, U)}{p_j} - \abl{x_j^M(\vp, y)}{y} x_j^H(\vp, U) \quad\text{mit}\ \ j=1,...,n Handelt es sich bei x_j um ein normales Gut, dann ist die Ableitung nach dem Einkommen positiv, so dass die Hicksschen Nachfragefunktionen steiler verlaufen muss als die Marshallsche Kurve. Bei vertauschten Achsenbezeichnungen stellt sich die folgende Abbildung mit EV < KR < CV ein.
Abb. kompensierende Variation
Zieht man schließlich Roys Identität hinzu und unterstellt eine Nutzenfunktion mit \partial v/ \partial y =1, so dass x_j^M(\vp, y)= - \frac{\partial v(\vp, y)/ p_j}{\partial v(\vp, y) / \partial y} = - \abl{v(\vp, y)}{p_j}, dann lässt sich die Konsumentenrente als Nutzenverlust interpretieren. KR=\int_{p_j'}^{p_j''} x_j^M(\vp, y) \d p_j = \int_{p_j''}^{p_j'} \abl{v(\vp, y)}{p_j} \d p_j = v(\vp', y) - v(\vp'', y)
Produzentenrente