II.2.2. Beschäftigungsentwicklung

Beschäftigung -- Angesichts des erwarteten schwachen Wirtschaftswachstums Anfang 1996 dürfte sich auch die Beschäftigung in den kommenden Monaten nur schwach entwickeln. Nimmt das Wirtschaftswachstum allerdings den Vorausschätzungen entsprechend zu, so dürfte die Beschäftigung im Verlauf der zweiten Jahreshälfte 1996 wieder steigen und 1997 an Schwung gewinnen. Die Gesamtbeschäftigung wird in diesem Jahr voraussichtlich nur um magere ¼ % und im nächsten Jahr um ½ % wachsen.

Tabelle 10

Arbeitsmarktaussichten
Beschäftigungs-wachstum
(% p.a.)
Arbeitslosenquote
(% der Erwerbsbevölkerung)
1995
1996
1997
1995
1996
1997
B

0.4

-0.1

0.7

9.9

10.1

9.8

DK

1.5

0.0

0.7

6.8

6.1

5.8

D

-0.3

-0.8

-0.1

8.3

9.3

9.4

GR

0.9

1.0

1.2

9.1

9.1

9.0

E

2.7

1.4

1.5

22.9

22.5

22.1

F

1.2

0.0

0.6

11.5

11.7

11.7

IRL

3.8

2.3

1.7

14.4

13.4

12.8

I

-0.4

0.2

0.4

11.8

11.8

11.7

L

2.5

1.7

2.6

2.9

3.0

2.9

NL

1.4

1.0

1.4

7.3

7.2

7.0

A

-0.1

-1.0

-0.4

4.0

4.6

5.1

P

-0.6

-0.1

0.5

7.2

7.4

7.2

FIN

2.2

1.7

2.1

17.2

16.3

15.0

S

1.6

0.6

1.0

9.2

8.8

8.3

UK

0.6

0.9

1.0

8.8

8.4

8,0

EUR

0.6

0.2

0.6

10.9

10.9

10.8

Quelle: Vorausschätzungen der Kommission vom Frühjahr 1996.

An diesem bescheidenen Beschäftigungsanstieg im Jahr 1996 werden jedoch voraussichtlich nicht alle Mitgliedstaaten teilhaben. In Deutschland und Österreich dürfte die Beschäftigung deutlich zurückgehen. Bestätigt sich diese Vorausschätzung, so würden damit in Deutschland, dessen Wirtschaft von einem hohen relativen Kostenniveau geplagt wird, im fünften Jahr hintereinander Arbeitsplätze verlorengehen. Auch in den meisten anderen Ländern wurden die Erwartungen für die Arbeitsplatzschaffung nach unten revidiert. In Belgien, Dänemark, Frankreich und Portugal wird in diesem Jahr nunmehr mit einer Stagnation oder einem Rückgang der Beschäftigung gerechnet. Vergleichsweise kräftig dürfte der Beschäftigungsanstieg (mit 1 % oder mehr) dagegen weiterhin in Griechenland, Spanien, Irland, Luxemburg, den Niederlanden, Finnland und im Vereinigten Königreich ausfallen. Auf der Grundlage der derzeitigen Wachstumserwartungen wird die Beschäftigung 1997 voraussichtlich wieder auf breiterer Basis steigen. Da sich der signifikante Stellenabbau im verarbeitenden Gewerbe allerdings fortsetzen dürfte, wird das Beschäftigungswachstum in Deutschland - und aufgrund des geringen Wirtschaftswachstums auch in Österreich - negativ bleiben.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit -- Vor dem Hintergrund des schleppenden Beschäftigungswachstums in der Gemeinschaft im Zeitraum 1996-97 wird die Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten weiter steigen, bevor in der zweiten Jahreshälfte 1996 allmählich ein langsamer Rückgang einsetzt. Für das Jahr insgesamt dürfte die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vorjahr unverändert bleiben (fast 11 % der zivilen Erwerbsbevölkerung). Im nächsten Jahr könnte sie langsam auf 10¾ % im Jahresdurchschnitt zurückgehen und möglicherweise am Jahresende auf 10½ % sinken.

Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den einzelnen Mitgliedstaaten spiegelt weitgehend die erwarteten Beschäftigungstrends wider. In Deutschland und Österreich dürfte die Arbeitslosenquote in diesem Jahr erheblich (um ½ Prozentpunkt oder mehr) steigen, wenngleich die Arbeitslosigkeit in Österreich verglichen mit dem Gemeinschaftsdurchschnitt weiterhin relativ niedrig ist. In Belgien, Frankreich und Portugal könnte sich die Arbeitslosigkeit ebenfalls erhöhen, während das Beschäftigungswachstum in Italien lediglich ausreicht, um die Arbeitslosigkeit zu stabilisieren.

Weiter zurückgehen wird die Arbeitslosigkeit hingegen voraussichtlich in sechs Mitgliedstaaten. Zu ihnen gehören die drei von Erwerbslosigkeit am schwersten betroffenen Länder (Irland, Finnland und Spanien), die allerdings weiterhin eine extrem hohe Arbeitslosigkeit verzeichnen werden. In allen drei Ländern wird die Auswirkung des kräftigen Beschäftigungswachstums auf die Arbeitslosenzahlen teilweise durch einen erheblichen Anstieg der Erwerbsbevölkerung wieder aufgehoben. Die positivste Entwicklung wird im Vereinigten Königreich und in Dänemark erwartet, wo die Arbeitslosenquote nach einem weiteren Rückgang um etwa ½ Prozentpunkt deutlich unter dem Gemeinschaftsdurchschnitt liegen dürfte. Im Jahr 1997 dürfte die Arbeitslosigkeit in unterschiedlichem Ausmaß in allen Mitgliedstaaten mit drei Ausnahmen fallen. In Deutschland und Frankreich wird sich die Arbeitslosenquote voraussichtlich stabilisieren und in Österreich möglicherweise weiter erhöhen.


Für die Gemeinschaft insgesamt sind die jüngsten Wachstums- und Arbeitslosigkeitstrends enttäuschend. Die Fortschritte bei der Verwirklichung der in Artikel 2 des Vertrags genannten Ziele, d.h. der Förderung eines beständigen, nichtinflationären Wachstums und eines hohen Beschäftigungsniveaus, reichten nicht aus. Außerdem haben die jüngsten und die voraussichtlichen Entwicklungen Zweifel aufkommen lassen, ob die im Weißbuch der Kommission von 1993 über Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung genannten Ziele, bis zum Jahr 2000 15 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen und die Arbeitslosigkeit (gegenüber 1994) um die Hälfte zu senken, erreicht werden können. Daher müssen sowohl im makroökonomischen als auch im strukturellen Bereich energische Anstrengungen unternommen werden, um einen deutlicheren, nachhaltigen Beschäftigungszuwachs zu bewirken.


[Index][Previous][Next]