RÄUMLICHER PREIS- UND VOLUMENVERGLEICH

10.68 Beim räumlichen Preis- und Volumenvergleich muß das Problem der unterschiedlichen Währungen gelöst werden. Da Wechselkurse sich häufig ändern und die Kaufkraftunterschiede nicht richtig widerspiegeln, muß eine Methode angewandt werden, die der des zeitlichen Vergleichs innerhalb eines Landes entspricht. Die Preis- und Volumenindizes zwischen zwei Ländern können mit den gleichen Indexformeln berechnet werden, die auch zur Messung der Veränderungen zwischen zwei Zeiträume verwendet werden. Dabei können die Indizes mit den Gewichten des Landes A oder des Landes B berechnet werden. Aus der Sicht des Landes A bilden die Gewichte von A einen Laspeyres-Index und die Gewichte von B einen Paasche-Index.

10.69 Bei wirtschaftlich sehr unterschiedlichen Ländern können die beiden Indizes stark differierende Ergebnisse liefern, so daß die Ergebnisse von der Indexwahl abhängen. Daher empfiehlt das ESVG für den bilateralen Ländervergleich eine durchschnittliche Gewichtung nach der Fisher-Formel.

10.70 Wenn sich die wirtschaftlichen Gegebenheiten stark unterscheiden, sind Mengenvergleiche naturgemäß schwierig und daher die Deflationierung von Wertangaben mit Preisindizes die bessere Alternative. Das gilt für räumliche Vergleiche noch mehr als für zeitliche Vergleiche. Mit Hilfe sorgfältiger Produktbeschreibungen können die Preisrelationen aus dem preisstatistischen Material der einzelnen Länder berechnet werden. Die aus nationalen Währungen ermittelten Preisrelationen führen zum Konzept der Kaufkraftparitäten (KKP). Die Kaufkraftparität der Länder A und B gibt an, wieviel Währungseinheiten des Landes B benötigt werden, um im Land B die Menge eines bestimmten Erzeugnisses zu kaufen, die im Lande A mit einer Währungseinheit des Landes A gekauft werden kann. Kaufkraftparitäten für Gütergruppen und für weitere Aggregationsebenen bis hin zum Bruttoinlandsprodukt ergeben sich aus den Paritäten einzelner Erzeugnisse durch Gewichtung mit den Ausgabenanteilen. Der Preisniveauindex zwischen zwei Ländern ergibt sich, indem die Kaufkraftparität durch den Wechselkurs der beiden Länder dividiert wird.

10.71 Bei nichtmarktbestimmten Dienstleistungen bereiten internationale Vergleiche die gleichen Probleme wie zeitliche Vergleiche. Der Produktionswert wird als Summe der Produktionskosten bestimmt. Die Kaufkraftparitäten werden zur Zeit anhand von Preisrelationen wichtiger Kostenarten gemessen. Diese Methode des Volumenvergleichs nichtmarktbestimmter Dienstleistungen auf der Grundlage der Kosten läßt Produktivitätsunterschiede zwischen den Ländern außer acht. Daher sollten Methoden entwickelt werden, die Vergleiche mit Mengenindikatoren der erbrachten nichtmarktbestimmten Dienstleistungen vorzunehmen. Bei individualisierbaren Dienstleistungen sollte das ebenso möglich sein wie im Zeitvergleich.

10.72 Internationale Volumen- und Preisvergleiche sind im ESVG wichtig. Insbesondere kommt es auf den Volumenvergleich des Bruttoinlandsprodukts und seiner Verwendung an. Dabei sollte die Transitivitätsbedingung erfüllt werden. Dabei sollte die bilaterale Parität zwischen den Ländern A und C gleich dem Ergebnis sein, das sich ergibt, wenn die Parität zwischen A und B mit der Parität zwischen B und C multipliziert wird.

10.73 Der im ESVG gewählte Ansatz zur Berechnung internationaler Volumenmeßzahlen und Kaufkraftparitäten geht von den bilateralen Vergleichen zwischen allen betroffenen Ländern aus. Die dabei verwendeten Fisher-Indizes sind allerdings nicht transitiv. Nach der sogenannten EKS-Formel ist es jedoch möglich, mit Hilfe der Methode der kleinsten Abweichungsquadrate die Abweichungen zwischen den originären Fisher-Indizes und den gewünschten transitiven Indizes zu minimieren.

10.74 Der EKS-Index bezieht sowohl den direkten Index zwischen den Ländern i und k sowie alle indirekten (abgeleiteten) Indizes zwischen diesen Ländern ein, wobei der direkte Index doppelt gewichtet wird. Für jedes Länderpaar wird das geometrische Mittel des direkten und aller indirekten Indizes ermittelt. Transitivität wird erreicht, indem für jedes Länderpaar jedes andere Land in die Berechnung einbezogen wird.