Buchungszeitpunkt und Bewertung der Vorratsveränderungen
3.120
Buchungszeitpunkt und Bewertung von Vorratsveränderungen sollten mit denen der
anderen Gütertransaktionen übereinstimmen. Derartige Transaktionen sind die
Vorleistungen (z. B. Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe), der Produktionswert (z. B.
unfertige Erzeugnisse und Lagerung landwirtschaftlicher Erzeugnisse) und die
Bruttoanlageinvestitionen (z. B. angefangene Investitionsgüter). Konsistenz ist
auch bei dem Ausweis der Lohnveredelung erforderlich. Wenn Waren beispielsweise
im Ausland veredelt werden und es dabei zu wesentlichen physischen
Veränderungen kommt, müssen sie zu den Exporten (und später dann zu den
Importen) gerechnet werden (siehe 3.135).
Diese Exporte führen zu einer Abnahme der Vorräte, während die späteren
Reimporte zu einer Zunahme der Vorräte führen, wenn diese Güter nicht sofort
anders verwendet oder verkauft werden.
3.121
Vorratsveränderungen sind zum Zeitpunkt des Lagerzugangs (Wareneingang) oder
zum Zeitpunkt des Lagerabgangs (Warenausgang) zu buchen.
3.122 Die verwendeten Preise sollten mit den Preisen der anderen Ströme
übereinstimmen. Daher gilt:
- Fertigerzeugnissen werden beim Produzenten so bewertet, als ob sie zum
Zeitpunkt des Lagerzugangs zum jeweiligen Herstellungspreis verkauft worden wären;
- Zugänge zu den unfertigen Erzeugnissen werden in Relation (des
Fertigstellungsgrades) zum geschätzten jeweiligen Herstellungspreis der Fertigerzeugnisse
bewertet;
- Abgänge unfertiger Erzeugnisse, d.h. die Abgänge aus den Vorräten bei Abschluß
des Produktionsprozesses, werden zu jeweiligen Herstellungspreisen des
unfertigen Erzeugnisses bewertet;
- Zum Verkauf aus den Vorräten entnommene Waren werden zu Herstellungspreisen
bewertet;
- Bestandszugänge an Handelsware werden zu den tatsächlichen oder geschätzten
Anschaffungspreisen des Händlers bewertet;
- Bestandsabgänge an Handelsware werden zu den Anschaffungspreisen bewertet, die
der Händler zum Zeitpunkt der Entnahmen für ihre Wiederbeschaffung zahlen müßte.
3.123
Verluste durch Verderb, versicherbare Schadensfälle oder kleinere Diebstähle
werden wie folgt gebucht und bewertet:
- Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe als Abgänge für Produktionszwecke (Vorleistungen);
- Verluste unfertiger Erzeugnisse als Minderung der Zugänge an unfertigen
Erzeugnissen;
- Verluste an fertigen Erzeugnissen und an Handelsware werden wie die Entnahmen
zum jeweiligen Preis von einwandfreien Waren bewertet.
3.124
Vorstehend ist die konzeptionell korrekte Bewertung der Vorratszugänge und
-abgänge in Übereinstimmung mit der Bewertung der Produktion, der Vorleistung und
der letzten Verwendung beschrieben worden. In der Praxis ist das oft nicht
möglich, so daß Näherungslösungen akzeptiert werden müssen.
- wenn sich die Vorratsbestände im Zeitablauf angenähert gleichmäßig ändern,
kann die mengenmäßige Vorratsänderung mit den jahresdurchschnittlichen Preisen der
Vorratsgüter multipliziert werden. Das sind die Anschaffungspreise bei
gekauften Vorratsgütern und die Herstellungspreise bei selbstproduzierten Gütern.
Diese Methode kommt der theoretisch besten Methode sehr nahe;
- wenn die Preise der Vorratsgüter weitgehend konstant bleiben, kann selbst bei
starken Schwankungen des Vorratsvolumens die einfache Näherung, d.h. die
Multiplikation der Volumenänderung mit dem Durchschnittspreis, angewandt werden;
- wenn sich im Rechnungszeitraum sowohl das Volumen als auch die Preise der
Vorräte wesentlich ändern, sind differenziertere Näherungsverfahren
erforderlich, wie die vierteljährliche Bewertung der Vorratsveränderungen oder
die Verwendung von Zusatzwissen über die saisonalen Vorratsbewegungen
innerhalb des Rechnungszeitraums (die Schwankungen können gegen Ende des
Kalenderjahres, während der Erntezeit usw. am größten sein);
- auch wenn nur Informationen über die Buchwerte am Anfang und Ende der Periode
zur Verfügung stehen (z.B. beim Groß- oder Einzelhandel, wo die Vorräte oft aus
vielen unterschiedlichen Gütern bestehen), sind die Volumenänderungen zwischen
Beginn und Ende des Zeitraums ebenfalls zu schätzen. Dazu muß u.a. die
Umschlaghäufigkeit nach Güterarten geschätzt werden.
Zu beachten ist, daß saisonbedingte Preisänderungen auch Qualitätsunterschiede
reflektieren, wie Ausverkaufspreise oder Preise für Obst und Gemüse außerhalb
der Saison. Diese Qualitätsunterschiede sind der Volumenkomponente zuzurechnen.